Rennbericht ALPENX 100

SO mal sehen ob meine Trainingsplanung aufgehen wird. Zu Erinnerung: alle bisherigen Wettkämpfe hatten nur ein Ziel: mich auf meine bisher größte Challange vorzubreiten. 103km Non- Stop quer durch die Alpen und dazu noch ein paar 1000hm rauf und wieder runter; schon freaky und angsteinflösend wenn man dies liest; aber: DU WOLLTEST ES SO, heißt die Devise; also gibt es kein Jammern und Zettern, nur ein wenig Zittern vor der Herausvorderung *grins; und wie sollte es anders sein als: richtig: Regen beim Start in Steinach am Brenner; aber das kenne ich ja schon, also keine Panik; locker los laufen und nach sagenhaften 50m gerade aus, geht es auch schon hoch; naja irgentwo müssen ja die Höhenmeter her; wozu auch zu lange den Körper die Möglichkeit geben richtig auf Temperatur zu kommen? das kann man ja doch gleich mit einem Anstieg lösen *grins; also mal rauf die ersten 10k; es ist neblig, regenerisch, kalt, aber nicht richtig unangenehm; auch nicht am ersten Pass und da ich bisher alles gelaufen bin, fühle ich mich auch recht gut; nichts Verkehrtes bei einem so langem Lauf; nur ein kleiner Stoplerstein auf den ersten 20k: hab meine Stöcke nicht aufbekommen *grrr; weiß ja, warum ich normal ohne laufe; aber egal, sehen wenigsten professionell am Rucksack aus und sind wirklich sehr leicht (danke SPORTWERKSTÄTTE HUDELIST); die ersten 50k sind schnell dahin (klingt jetzt etwas überheblich, aber die waren echt fein; oder kann ich mich einach nicht mehr erinnern?) und es wird tatsächlich wärmer; bei der Life- Station treffe ich auf eine Schweizer und einen Deutschen Mittrailer und bin wieder mal überrascht wie cool es bei dem ULTRA Trailer abgeht: lockerer Plausch bei einem warmen Süppchen; und weiter geht es; wir laufen in einem Abstand von ca. 50m zu einander; mal mehr, mal weniger; quatschen dann auch immer mal wenn wir in einem der Auf- oder Abstiege gemeinsam unterwegs sind; bin da schon sehr beeindruckt was die Kollegen so am "Buckel" haben; mehrere 100Meilen Läufe. Und ich als Rookie hier mitten drin; naja, jetzt noch denke ich mir; sind ja noch 3500hm bis ins Ziel; erste Einschätzung: sollte gegen Mitternacht im Ziel in Brixen ankommen; so gedacht aber nicht mit der Strecke gerechnet; waren die ersten knapp 70km noch passabel zu laufen, ändert sich dies nach der Labe 3 schlagartig: Felsen, Felsen und noch mehr Felsen; kein richtiger Trail mehr ist zu finden und auch meine beiden Buddies sind auf einmal weg; da war ich wohl bei der Labe zu schnell; jetzt muss ich mich alleine durch die Hochebene (20k auf 2400Meter Seehöhe) kämpfen; und finster wird es auch noch; das Tempo wird langsamer, meine Uhr quitiert nach 16 Stunden den Dienst; verdammt hätte doch auf Langdistanztracking umstellen sollen, aber wer denkt schon dass ich länger als 16 Stunden am weg sein werde: ANFÄNGER! 16 Stunden; Moment: das bedeutet es ist schon Mitternacht vorbei und ich bin immer noch hier im Niemandsland; es ist stockfinster, was die Navigation nicht wirklich erleichtert; zigmal muss ich zurück laufen um den Navugationspunkt im Schein der Stirnlampe wieder zu finden; endlich geht es wieder runter; zwar im knöcheltiefen Dreck, aber doch; weit und breit ist kein anderes Lichterl zu sehen; bin ich falsch? nein endlich das "500m bis zu Labe" Schild; ein Supperö bitte; und siehe da: meine Buddies sind wieder da; nach 17 Stunden sind wir noch immer innerhalb von wenigen Minuten und haben uns die letzten 20k nicht gesehen; so exrem verzerrt die Nacht; Wahnsinn! diesmal ist der Schweizer schneller mit der Suppe und macht sich wieder auf durch die Nacht; wieder rauf 1200hm noch; und das nach bereits 90km; Moment: dass bedeutet aber: es ist nicht mehr weit ins Ziel! bei der Sache bleiben! den deutschen Kollegen muss ich leider zurück lassen, er ist doch schon zu langsam; im Aufstieg macht sich mein linkes Knie bemerkbar; na sollte dich normal sein nach den KMs; aber links? naja; probiere es zu ignorieren; jetzt gibt es nur noch eines: an das Ziel denken! ich habe keine Ahnung wie weit es tatsächlich noch ist, ich muss mich an jemanden ran kämpfen! und tatsächlich: am Ende des Anstieges laufe ich auf eine weitere Trailpaarung auf; es ist nicht der Schweizer *grins; aber zwei Deutsche und ich hänge mich dran; Tempo ist ok, da mein Knie keine schnellen Schritte mehr zulässt; jetzt könnte es ja langsam runter gehen! doch bevor wir damit belohhnt werden gibt es noch eine kleine Überrraschung: durch den starken Wind fehlen Markierungen; wir beraten uns und anhand der Karte navigieren wir mit einem Umweg von ca 1km (gefühlten 5 *grins) zurück zur Strecken; diesmal konnte der Rookie helfen! gut aufgepasst beim Bundesheer! endlich geht es runter; endlich hmm das Knie macht dies ein wenig zur Lotterie; rums! wieder haut es mich mal auf meine Hintern; KONZENTRATION! meine Buddies müssen auch reisen lassen; das Suchen der Route hat wohl auch Körner gekostet; nach 6 -10 weiteren Crashes taucht endlich wieder Licht auf: BRIXEN ist vor uns; ah noch eine Labe: jetzt bin ich endgültig alleine; Überraschung: nur noch 3k; sehr müde aber bereits in Finishstimmung geht es die letzten Downhills runter; noch mal so steil; das mag das Knie gar nicht! aber was soll es; endlich spüre ich wieder Asphalt unter den Beinen; darüber freue ich mich sonst Mitte der Saison eigentlich nicht, doch diesmal ist es erlösend; denn es bedeutet: nur noch 1k bis ins Ziel; laufen, laufen, laufen! und JAAA endlich im Ziel; meine Lieben warten auf mich und das um 04:00 in der Früh; Wahnsinn! die Überraschung folgt am Fuss: PLATZ 3; verdammt dh ich muss gleich wieder um 10:00 zur Siegerehrung; äh ich meine HURRA! aber nach so einem Lauf zählt nicht der Platz, sondern dass man agekommen ist; und genau so fühlt es sich auch an; super ich habe es geschafft! p.s. Nachtrag: meine beide Buddies habe ich dann doch noch irgentwo überholt; beide kommen weit nach mir im Ziel an; THAT´s TRAIL

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